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Schilderfundgeschichten
Wer zu Lebzeit gut auf Erden, wird nach dem Tod ein Engel werden. Den Blick gen Himmel fragst du dann: Warum man sie nicht sehen kann?
Es war an einem der heißen Tage im August 2019, als ich auf der Arbeit eine WhatsApp-Nachricht erhielt. Wie schon so häufig war es ein Link zu den Ebay-Kleinanzeigen, einer Plattform, auf der sich viele Jäger tummeln und auf der man in der Regel nie der Glückliche ist, der eines der wenigen auftauchenden Top-Teile dann auch wirklich ergattern kann. (Vielen Dank an dieser Stelle nochmal an Sammlerin/Sammler für den sehr netten Tip). Ich dachte: „Ach jetzt nicht!“, und vernachlässigte die Nachricht zunächst, da ich beruflich gerade voll ausgelastet war. Doch recht schnell kam etwas in mir auf, das viele Sammler sicherlich kennen werden: Unterschwellig machte sich eine innere Unruhe in mir breit. Suchtstoffe wurden von meinem Körper produziert, die Neugier übernahm die Herrschaft über meinen Geist und verstärtke meinen Sammlertrieb um ein Vielfaches. Nach nur wenigen Minuten musste(!!!) ich einfach kurz die eigentliche Arbeit ruhen lassen und mich der WhatsApp-Nachrricht widmen. Dies, in der Nachbetrachtung, zu meinem großen Glück.
Ich klickte auf den Link und mein Herz pochte sofort im doppelten Takt, als ich in der Überschrift der Anzeige;„Blechschild-Emaille-Engelbraeu“ zu lesen bekam. Gerade die Bierschildersammler hier werden sicherlich sofort wissen, wovon ich berichte, denn unter diesen ist allgemein bekannt, dass ein Engelbräu (Heidelberg) Emailleschild nicht alle paar Stunden, Tage, Wochen oder Monate, sondern nur alle Jubeljahre als Frischfund das Licht der Welt ein zweites Mal erblickt. „Das gibt es doch nicht“, sagte ich still vor mich hin, bevor ich für eine ausgedehnte Pause blitzartig meinen Arbeitsplatz verließ.
Ich nahm natürlich sofort den Kontakt zum Verkäufer auf, doch dieser hatte bereits zuvor von anderen Interessenten eine Flut von Nachrichten erhalten, die ihn (laut eigenen Aussgen) völlig überforderten. Der Verkäufer war genervt und gestresst, da er mit der Masse von Nachrichten nicht im Ansatz gerechnet hatte. Trotz des ganzen Wahnsinns nahm er sich die Zeit, mir nach geschätzten 30 Minuten (diese fühlten sich für mich damals nach mehreren Stunden an) kurz zu antworten. Ich bekam zu lesen, dass er;„wegen des zu hohen Andrangs den Überblick verloren habe und die Anzeige entfernen werde“. Zu einem späteren Zeitpunkt würde er diese dann ein weiteres Mal veröffentlichen. Ich konnte in diesem Vorhaben keine sinnvolle Logik erkennen und betrachtete dies alles als kurios.
In meiner Antwort wies ich ihn darauf hin, dass das Spiel dann von vorn beginne und unter Umständen noch schlimmer würde. Die Tage vergingen. Ich ließ die Kommunikation mit dem Verkäufer nicht einschlafen, sondern blieb konstant am Ball. Dieses intensive „Werben“ kommt sicher nicht bei jedem Verkäufer gut an, doch in diesem Fall zahlte es sich glücklicherweise aus. Nach fast drei Wochen des Schreibens und Verhandels konnte ich den Verkäufer (samt seiner Gattin!) von meinem Angebot überzeugen. Ihm ist es sicherlich bis heute noch schleierhaft, warum ich bereit war so eine „Unsumme“ für Zitat: „so ein Bild“ auf den Tisch zu legen.
„Er gibt das Bild jetzt frei“, war der Originatext seiner Mail, die bei mir zu einer fetten Gänsehaut führte. Ein Termin zur persönlichen Abholung wurde zeitnah gefunden. Bereits fünf Tage später sollte ich im Idealfall das Engelbräuschild in meine Händen halten. 120 Stunden, die sich für mich wie 90 Tage Zuchthaus anfühlten. (Übertreibung soll an dieser Stelle anschaulich machen!)
Doch irgendwann war es dann endlich(!) soweit und der „Tag der Entscheidung“, wie ich ihn hier nennen möchte, war gekommen. An einem Freitag im August 2019 arbeitete ich wie so oft bis 22 Uhr, machte mich danach in meinem Zuhause kurz frisch und bretterte bereits gegen 1 Uhr nachts „meinen Engeln“ entgegen. Viele Stunden später stand ich dann vor einem Gasthaus, dass sich über 3 Etagen erstreckte, aber bereits sechs Jahre zuvor stillgelegt wurde. Der Verkäufer bog mit seiner jungen Familie pünktlich um die Ecke und stieg mit Schild unter seinem Arm aus seinem Auto.
Als ich „die Engel“ unter seinem Arm sah, bebte ich förmlich innerlich. Es war für mich der Wahnsinn und einer der prickelndsten Momente in meinem Sammlerleben.
Fast eine ganze Stunde unterhielten wir uns damals. Alles drehte sich inhaltlich um die alte Gastwirtschaft und das Verhältnis des Verkäufers zu dieser. Da es in den umfangreichen Räumlichkeiten nicht ein einziges weiteres Schild zu finden gab, stellte ich mir immer und immer wieder die Frage, wie es möglich gewesen sein konnte, dass dem Schild (nicht versteckt, sondern recht frei hinter einer Art Gasrohr hängend) über sooo viele Jahre keinerlei Beachtung geschenkt worden war. Dem Verkäufer erklärt es sich sicherlich bis heute nicht, welche Fragen mich (seiner Meinung nach sicherlich leicht irren Menschen) beschäftigten.
Mir wird dies aber dennoch bis zu meinem Lebensende weiterhin schleierhaft bleiben!